WM Rotterdam 21. bis 28. August 2016: Der RVE ist stolz auf seine Ruderer
Das gab es noch nie in der 105-jährigen Geschichte des Rudervereins: Gleich zwei unserer Athleten hatten sich für eine Weltmeisterschaft qualifiziert. Eigentlich sogar drei, denn neben Jonathan Schreiber und Lasse Grimmer war auch Julian Schneider dabei, der aber seit einem Jahr Mainz studiert und für den dortigen Ruderverein startet.
In der Altersklasse U23 waren Jonathan Schreiber und sein Würzburger Partner Joachim Agne mit großen Ambitionen an den Start gegangen. Die Deutschen Meister im Leichtgewichts-Doppelzweier hatten sich auch bei der WM für diese Bootsklasse entschieden; eine Medaille war das klare Ziel.
Mit einem deutlich herausgeruderten Vorlaufsieg lief zunächst alles nach Plan – dann das Halbfinale: Joni und Joachim starteten gut und lieferten sich von Beginn an einen Bord-an-Bord-Kampf mit den anderen Teams. Im Rennverlauf immer ganz knapp auf Platz 4 liegend reichte ein furioser Endspurt (Schlagzahl 40 auf den letzten 200 Metern!) nicht mehr, um die Slowaken noch vom dritten Platz zu vertreiben. Ganz bitter, dass am Ende nur 3/100 Sekunden, weniger als eine Bugballbreite, zum Einzug ins Finale fehlten.
Im B-Finale hielten sich die beiden schadlos und kamen bei ihrem souveränen Start-Ziel-Sieg mit einer guten Bootslänge Vorsprung ins Ziel. Für Jonathan, der erst seine erste Saison in der Männerklasse absolviert, ein respektables Trostpflaster.
Im „leichten“ U23-Doppelvierer war Julian Schneider mit seinem Mainzer Vereinskameraden Philipp Grebner sowie Elias Dreismickenbecker von der RG Speyer und Jonas Weller aus Ratzeburg am Start. Die Vier hatten sich ebenfalls mit einem Vorlaufsieg direkt für das Halbfinale qualifiziert. Und wieder Dramatik pur fast über die gesamte Renndistanz: Erst nach der 1000-Meter-Marke konnte sich das deutsche Boot von den Australiern absetzen und im Endspurt um eine gute halbe Länge davonziehen. Mit Platz 3 hinter Italien und Kanada war der erhoffte Finaleinzug geschafft!
Und dann das Finale. Das deutsche Boot, diesmal mit einem perfekten Start, liegt nach 500-Metern eine knappe Luftkastenlänge vor Großbritannien und Italien und kann den Vorsprung bis zur 1000 Meter-Marke sogar noch etwas ausbauen. Nach einem druckvollen Zwischenspurt gehen die Briten mit knapper Führung in das letzte Streckenviertel. Das deutsche Quartett kann trotz großartigem Kampf (Schlagzahl 43 auf den letzten 200 Metern) nicht mehr herankommen. Aber der furiose Schlussspurt der Italiener wird erfolgreich abgewehrt – Silbermedaille mit 6/100 Sekunden Vorsprung (Zeit 5:54,48 Min.)! Unbändige Freude über diesen grandiosen Erfolg.
Nur jeweils im Sekundenabstand dahinter kamen die Teams aus Kanada, Irland und Schweden ins Ziel.
Lange war die Qualifikation für Lasse Grimmer auf Messers Schneide gestanden – nun durfte er in Rotterdam als Schlagmann des deutschen U19 Vierers mit Steuermann dabei sein. Und der WM-Einstand gelang nach Maß. Im Vorlauf lag das Quartett (mit im Boot Jan Harder aus Hamburg, Oliver Peikert aus Nürtingen und Tom Hinrichs aus Limburg) zunächst nur auf Platz 3, sicherte sich mit einem ganz starken letzten Streckenviertel noch knapp den Sieg vor dem türkischen Boot. Damit war der direkte Finaleinzug in trockenen Tüchern.
Am letzten WM-Tag ging es um die Wurst. Die vier Jungs ruderten auf der Willem-Alexander-Baan in Rotterdam ein hochkonzentriertes Finalrennen. Vom Start weg behaupten sie sich auf Platz 2 hinter den favorisierten Italienern, die im gesamten Rennverlauf eine halbe Länge Führung halten können. Dahinter kämpft das deutsche Boot gegen die USA und Serbien um die Plätze. Das vehemente Finish der beiden Konkurrenten genügt nicht: Für Lasse Grimmer erfüllt sich mit der Silbermedaille ein großer Traum und der Ruderverein freut sich über den größten sportlichen Erfolg seiner Geschichte.
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Presseartikel der Erlanger Nachrichten
vom 31. August 2016 (Interview mit Lasse Grimmer)